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Migrantenkriminalität: „Unser Staat ist dysfunktional“: Wie der Mord an einer Studentin Frankreich erschüttert

Migrantenkriminalität: „Unser Staat ist dysfunktional“: Wie der Mord an einer Studentin Frankreich erschüttert

Migrantenkriminalität: „Unser Staat ist dysfunktional“: Wie der Mord an einer Studentin Frankreich erschüttert

Zwei Männer in französischen Polizeiuniformen stehen vor einem Polizeiauto – möglicherweise ermitteln sie im Fall der ermordeten Studentin Philippine
Zwei Männer in französischen Polizeiuniformen stehen vor einem Polizeiauto – möglicherweise ermitteln sie im Fall der ermordeten Studentin Philippine
Französische Polizisten an einem Tatort (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa | Sebastien Nogier
Migrantenkriminalität
 

„Unser Staat ist dysfunktional“: Wie der Mord an einer Studentin Frankreich erschüttert

Eine 19jährige Studentin wird ermordet aufgefunden. Tatverdächtig ist ein 22jähriger Marokkaner, der eigentlich gar nicht mehr in Frankreich sein dürfte. Während die neue Regierung Konsequenzen ankündigt, kritisiert der RN-Vorsitzende Bardella die Zustände.
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Eigentlich wollte die 19jährige Philippine am vergangenen Freitag zu ihren Eltern fahren. Von der Universität Paris-Dauphne, wo sie Finanzwirtschaft studierte, hätte sie mit dem Zug etwa anderthalb Stunden nach Saint-Quentin-en-Yvelines, einem der unzähligen Vororte der französischen Hauptstadt, gebraucht. Sie war die Strecke unzählige Male gefahren.

Doch am Haus ihrer Eltern kam Philippine nie an. Gegen 14 Uhr sei sie zuletzt auf dem Campus der Universität gesehen worden, berichteten Medien später. Danach herrschte Funkstille.

Ihre Eltern, die sie über das Wochenende bei sich erwartet hatten, versuchten zunächst, ihr Handy per Geolokalisierung zu orten. Ohne Erfolg. Als am Freitagabend noch immer keine Tochter vor ihrer Haustür stand, kein Anruf, keine Nachricht eingegangen war, gingen sie zur Polizei.

Eigentlich hätte der Verdächtige abgeschoben werden sollen

Mit 15 weiteren Familienangehörigen durchsuchten sie die Strecke zwischen Universität und Vorstadt. Am Samstag fanden sie Philippines leblosen Körper in einem Pariser Park, im Bois de Boulogne, unweit der Universität. Jemand hatte sie erwürgt und anschließend in einer Grube verscharrt.

DNA-Spuren am Tatort führten die französischen Ermittler schnell zu einem Verdächtigen. Taha O., ein 22jähriger Marokkaner, der erst am 3. September aus dem Gefängnis entlassen worden war. Dort hatte er fünf Jahre einer eigentlich siebenjährigen Haftstrafe verbüßt – für die Vergewaltigung einer 23jährigen Studentin im Jahre 2019.

Eigentlich hätte O. nach seiner Haftstrafe abgeschoben werden sollen. Die offizielle „Verpflichtung, das französische Hoheitsgebiet zu verlassen“, war am 18. Juni, noch vor Ende seiner Haftstrafe erteilt worden. Zudem erhält O. ein zehnjähriges Verbot, französischen Boden zu betreten.

Die Schweizer Polizei nimmt ihn fest

Nach seiner Freilassung wäre der Tatverdächtige verpflichtet gewesen, sich ausschließlich in seiner Unterkunft, einem Hotel aufzuhalten und sich regelmäßig bei den Behörden zu melden. Am 4. oder 6. September, wenige Tage nach seiner Freilassung, geben die marokkanischen Behörden „grünes Licht“ für die Abschiebung. Zu spät. Tara O. ist untergetaucht.

Am Dienstag, vier Tage nachdem Philippines Eltern ihre ermordete Tochter aufgefunden haben, nehmen Schweizer Polizisten den Tatverdächtigen am Bahnhof Genf Cornavin fest. Kurz vor dem Überqueren der Schweizer Grenze hatte O. sein Mobiltelefon wieder eingeschaltet und konnte dadurch geortet werden.

Seitdem geistern Bilder der ermordeten Studentin durch die französischen Medien. Den Kopf leicht geneigt, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden, mal mit einem türkisen und mal mit einem weiß-blau gestreiften Shirt bekleidet. Ein junges, französisches Gesicht, ähnlich dem von Thomas, der im vergangenen Jahr in Crépol ermordet wurde. Oder das der 29jährigen Mégane, die im August 2023 von einem Intensivstraftäter derart schwer vergewaltigt wurde, daß sie anschließend ins Koma fiel.

„Unsere Justiz ist zu milde, unser Staat ist dysfunktional“

Der Vorsitzende des Rassemblement National, Jordan Bardella, spricht von einem Justizskandal. „Zur Erinnerung: ‘Laxheit der Justiz gibt es bei uns nicht’, versprach unser brandneuer Justizminister“, schreibt Bardella auf der Internetplattform X und bezieht sich damit auf Didier Migaud (parteilos), der seit kurzem Teil der neuen Regierung ist.

„Dieser Migrant hatte kein Recht, hier zu sein, aber er konnte unbehelligt wieder straffällig werden. Unsere Justiz ist zu milde, unser Staat ist dysfunktional. Es ist an der Zeit, daß die Regierung handelt“, fordert Bardella.

Auch der neue Innenminister Bruno Retailleau (Les Républicains) hatte davon gesprochen, der Fokus der Regierung sei „Ordnung schaffen, Ordnung schaffen und Ordnung schaffen“. Als der Mord an Philippine Schlagzeilen macht, betont er, die Regierung könne sich nun nicht „damit begnügen, einfach nur zu klagen oder uns zu entrüsten“.

Weniger als zehn Prozent Abschiebungen sind erfolgreich

Die Regierung müsse sich weigern, das Unvermeidliche zu akzeptieren und stattdessen „unser juristisches Arsenal zum Schutz der Franzosen ausbauen“. Wenn dafür Gesetze geändert werden müßten, „sollten wir sie ändern“.

Und selbst auf der Linken gibt es Stimmen, die mehr Strenge fordern. Der Vorsitzender der Linksfraktion Nouvelle Gauche in der französischen Nationalversammlung, Olivier Faure, betont, Taha O. hätte „direkt vom Gefängnis ins Flugzeug“ gebracht werden müssen.

Ob die notwendigen Strukturen dafür in kurzer Zeit geschaffen werden können, wird sich zeigen. Nach den offiziellen Zahlen der französischen Regierung werden derzeit weniger als zehn Prozent aller Abschiebungen erfolgreich durchgeführt.

Französische Polizisten an einem Tatort (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa | Sebastien Nogier
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